2013/04/14 Andreas Jungherr

Die Lektionen der SPD aus dem us-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 2012

Heute öffnete die SPD eine ihrer kampagnenunterstützenden Onlineplattform mitmachen.spd.de. An der Plattform und der begleitenden Rhetorik durch Parteispitze und Onlinecampaigner werden wesentliche Unterschiede zwischen den Lektionen – bzw. den offen kommunizierten Lektionen – deutlich, die Kampagnenmacher der SPD und CDU aus dem vergangenen US amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf gezogen haben.

Andrea Nahles spricht bereits seit einigen Monaten immer wieder von der Betonung des Tür-zu-Tür Wahlkampfs in der Planung der bevorstehenden SPD-Kampagne. Dabei fällt immer wieder die Zahl von 4 Millionen geplanten Hauskontakten. Zusätzlich soll die Wahlkreisarbeit durch professionelle “Campaigner” koordiniert werden, die in Absprache mit dem Willy-Brandt-Haus mehrere Wahlkreise betreuen sollen. Mit Sicherheit tut man gut daran, Aussagen von politischem Spitzenpersonal über ihre geplanten Wahlkampfvorhaben mit etwas gesunder Skepsis zu lesen, aber dennoch zeigen diese Äußerungen und Planungen, dass die SPD – zumindest in der Rhetorik über ihre Kampagnen – entscheidende Lektionen aus dem Erfolg der Kampagnen von Barack Obama in 2008 und 2012 gezogen haben. Wie auch hier schon mehrmals betont, liegen diese Lektionen nicht in der kreativen Nutzung von Twitter oder Facebook durch Barack Obamas Kampagnenstab, sondern in der effektiven Nutzung von Onlinetools für die Unterstützung des Fundraising der Kampagne und der Mobilisierung von Wählern an der Tür.

Ein weiteres Indiz dafür, dass die Aussagen von Andrea Nahles ernst genommen werden sollten, ist ein Blogpost von Mathias Richel, einem der Onlinekampagnenberatern der SPD, mit dem er die Öffnung der mitmachen.spd.de Plattform begleitete. Hierin spricht Richel über die der Plattform zugrundeliegenden Ziele, die Designprinzipien und die Ausrichtung der Plattform über den Bundestagswahlkampf 2013 hinaus.

Jetzt muss natürlich abgewartet werden, ob all die rhetorisch richtig gesetzten Punkte sich tatsächlich in den Kampagnenalltag übertragen lassen. Dennoch besteht hier die Möglichkeit, dass die SPD mit dieser Ausrichtung die Kampagnenfähigkeit ihrer Verbände weit über die Bundestagswahl 2013 hinaus deutlich stärkt. Für diese Stärkung ist es übrigens völlig unabhängig, ob Peer Steinbrück die kommende Bundestagswahl gewinnt oder verliert. Für die Stärkung der Kampagneninfrakstruktur der SPD ist nur wichtig wie erfolgreich die “Campaigner” vor Ort agieren, wie gut der Tür-zu-Tür Wahlkampf in den Wahlkreisen angenommen wird und wie erfolgreich die Evaluation der einzelnen Kampagnenelemente in einen wahlkampfüberschreitenden Lernprozess übertragen werden.

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