2012/04/13 Andreas Jungherr

Das Internet für Landtagskandidaten

Die CDU NRW hat mich in einem kurzem Interview gefragt warum und wie Landtagskandidaten das Internet und Social Media im Wahlkampf nutzen sollten.

Welche Rolle spielt das Internet im Landtagswahlkampf? Was heißt das z. B. für mich als Landtagskandidat?

Untersuchungen über die letzten zehn Jahre haben immer wieder gezeigt, dass überwiegend politisch interessierte Menschen das Internet nutzen, um sich politisch zu informieren oder zu beteiligen. Die meisten Menschen, die politische Webseiten besuchen, haben ein grundsätzliches Interesse an Politik, das sie auf politische Webseiten führt. Oder sie sind durch ein Ereignis (z.B. ein Wahlplakat, Medienbericht oder ein Treffen mit dem Kandidaten) zum Seitenbesuch angeregt worden.

Empirische Studien zeigen, dass zufällige oder politisch uninteressierte Menschen deutlich seltener politische Webseiten besuchen als politisch interessierte Menschen. Für einen Landtagskandidaten heißt dies, dass seine Internetpräsenz (z.B. die Webseite, Facebook-Profil, YouTube Kanal) eine spannende Möglichkeit ist, politisch interessierte Menschen zu erreichen. Bei der Gestaltung der Webseite und ihrer Inhalte ist es sinnvoll, sich an den Interessen dieser Besuchergruppe zu orientieren. In der Regel sind die Besucher von politischen Webseiten politische Unterstützer, politisch Interessierte aber in ihrer Wahlentscheidung noch Unentschlossene, und Journalisten. Kandidaten sollten darauf achten, dass ihre Webseite für diese Personen interessante Information leicht zugänglich anbietet.

Informationen über den Kandidaten (z.B. Persönliches, politische Leistungen, politische Ziele), Informationen über den Kampagnenverlauf (z.B. Berichte über Kampagnenereignisse, kommende Termine, Links zu Zeitungsartikel, die über die Kampagne oder den Kandidaten berichteten, oder auch Beiträge des Kandidaten selbst), Pressemitteilungen und Kontaktmöglichkeiten sollten direkt von der Startseite her erreichbar sein und regelmäßig aktualisiert werden.

Nutzt ein Kandidat auch andere Internetdienste (z.B. Facebook, Twitter oder YouTube) dann sollte auf die jeweiligen Profile auch direkt von der Startseite aus hingewiesen werden. Eine bewusst gestaltete und regelmäßig aktualisierte Webseite ist für Landtagskandidaten der günstigste Weg, politisch interessierten Menschen ihre Kandidatur zu begründen und sie unabhängig von der Berichterstattung der örtlichen Medien über den Kampagnenverlauf zu informieren. Bedingung hierfür ist allerdings, dass es Kandidaten interessierten Menschen leicht machen Ihre Internetangebote zu finden. Dies kann einerseits durch die technische Gestaltung der Seite geschehen, bei der darauf geachtet werden sollte, dass sie suchmaschinenfreundlich programmiert wurde, anderseits bedeutet dies jedoch auch, dass der Kandidat bei der Gestaltung von klassischen Kampagnenmitteln und öffentlichen Auftritten immer auch auf seine Internetseite hinweisen sollte.

Wozu und wann brauche ich als Landtagskandidat einen eigenen Twitter-Account oder Facebook-Profil bzw. eine Facebook-Fanseite?

Ein Profil auf einer Sozialen Netzwerkseite wie zum Beispiel Facebook oder Twitter kann für Landtagskandidaten eine interessante Ergänzung zu der klassischen Webseite darstellen. Mit einem Facebook-Profil oder einem Twitter-Account erleichtern Kandidaten interessierten Nutzern dieser Dienste den direkten Kontakt mit ihnen. Auch hier gilt, die meisten Netzwerk-Nutzer, die “Freund”, “Fan” oder “Follower” eines Politikers werden sind mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits politisch interessiert.

Auch auf den Sozialen Netzwerkseiten kommunizieren Politiker also eher mit Unterstützern, Kritikern, Journalisten und einigen politisch Interessierten, aber unter Umständen noch in der Wahlfrage unentschlossenen Menschen. Sozialen Netzwerkseiten können für Landtagsabgeordnete aber nicht nur zur Kommunikation genutzt werden, sondern auch zur Koordination von Freiwilligen im Wahlkampf vor Ort. Wie nützlich Soziale Netzwerkseiten allerdings tatsächlich im Einzelfall sind, hängt stark von Wahlkampfstil des Kandidaten,der Internetnutzung seiner Unterstützer und der Netznutzung im Wahlkreis ab.

Muss ich diese Accounts selber pflegen?

Soziale Netzwerkseiten haben den Vorteil, dass sie ihren Nutzern einen direkten Zugang zu Politikern erlauben. Hier sind natürlich Politiker interessanter, die auf Fragen und Kommentare antworten und die ihre Beiträge selber schreiben. Sicher kann es gerade im Wahlkampf sinnvoll sein, dass Mitarbeiter des Kandidaten oder Mitglieder aus dem Unterstützerteam einzelne Beiträge auf den Profilen des Kandidaten veröffentlichen. Diese sollten dann aber auch entsprechend markiert werden.Wenn diese Beiträge allerdings die Mehrzahl aller Beiträge auf einem Profil ausmachen besteht die Gefahr, dass so das Profil für Unterstützer uninteressant wird.

Wie gehe ich mit kritischen Kommentaren um, z. B. auf der Facebook-Seite, im Blog, bei YouTube etc.? Löschen, beantworten, freischalten?

Vor kritischen Kommentaren online sollte man sich genauso wenig fürchten wie vor Kritik offline. Gerade der Wahlkampf ist die Zeit für den Austausch unterschiedlicher politischer Positionen. Dass sich dieser Austausch nun auch auf die Online-Angebote von Politikern ausweitet ist wenig überraschend.

Kritische Kommentare auf ihren Online-Angeboten sollten Kandidaten freischalten. In der Folge sollte der Profilinhaber oder seine Unterstützer dann aber auch mit eigenen Kommentaren auf diese Kritik reagieren. Eine Ausnahme sind hier beleidigende Kommentare, die man natürlich nicht veröffentlichen muss.

Was für eine Meldung/Ereignis ist es wert, in den sozialen Netzwerken veröffentlicht zu werden? Schreibe ich nur Politisches oder auch Privates?

Auf Sozialen Netzwerkseiten gibt es keinen Nachrichtenwert einzelner Beiträge. Erlaubt ist was gefällt. Und was gefällt bestimmen die “Freunde”, “Fans” und “Follower” im Zusammenspiel mit dem Inhaber des Profils. Bei der Entscheidung welche Art von Beiträgen sie veröffentlichen wollen sollten sich Kandidaten von ihrem eigenen Gefühl leiten lassen.

Manche Kandidaten arbeiten in ihrer Kampagne stark mit ihren persönlichen Eigenschaften und Attributen. Für sie kann die Veröffentlichung von eher persönlichen Beiträgen gut zu ihrem restlichen Kampagnenstil passen. Andere Kandidaten rücken eher Themen und die politische Arbeit in das Zentrum ihrer Kampagne. Für diese Kandidaten passen inhaltliche oder politische Beiträge wahrscheinlich besser zu ihrem gewohnten Kampagnenstil. Kandidaten müssen allerdings selber testen welche Art von Beiträgen von ihren Kontakten auf Sozialen Netzwerkseiten auf positive Reaktionen stösst und welche Beiträge eher ins Leere laufen. Da hier jeder Kandidat und jede Unterstützergruppe unterschiedlich ist, gibt es keine Lösung, die für alle Kandidaten passt.

Das Interview im Original gibt es auf der Seite der CDU NRW.

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